Die Behandlung chronischer Schmerzen ist komplex und umfasst meistens verschiedene Behandlungsformen (z.B. Medikamente, Physiotherapie, Psychotherapie). Innerhalb der Psychotherapie hat sich die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als besonders wirksames Verfahren erwiesen.

In der KVT ist es üblich, standardisierte Manuale anzuwenden. Viele fordern jedoch neue Konzepte zur Individualisierung der Therapie chronischer Schmerzen, um die Therapie chronischer Schmerzen zu verbessern. Dafür ist es notwendig, die individuellen Schwierigkeiten und Herausforderungen von Menschen mit chronischen Schmerzen besser zu verstehen. Dann kann die Behandlung diesen individuellen Gegebenheiten angepasst werden. Das ist das Ziel des Projekts Prozess-orientierte, individualisierte, netzwerkbasierte Therapie (POINT) chronischer Schmerzen (Pain).

Im POINT Pain Projekt wird zur Individualisierung der Therapie der sogenannte Netzwerkansatz angewandt. Dabei werden wichtige therapeutische Prozesse wie die Schmerzintensität, aber auch Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen wie Vermeidung so dargestellt, dass der Zusammenhang zwischen ihnen grafisch sichtbar wird. Im hier abgebildeten, fiktiven Netzwerk folgt auf starke Schmerzen mehr Vermeidung. Je mehr Vermeidung stattfindet, umso größer wird die Beeinträchtigung. Manchmal beeinflussen Symptome auch einander, so kommen häufiger Katastrophen-Gedanken bei starken Schmerzen vor, aber auch die Katastrophen-Gedanken könnten die Schmerzempfindung erhöhen. Andere Symptome wiederum verstärken sich selbst, zum Beispiel, wenn jemand Schmerzen schon im Vorfeld erwartet, ist diese Person den ganzen Tag über auf der Hut.

In dem Projekt werden Teilnehmer:innen zunächst mehrfach täglich nach relevanten psychologischen Prozessen gefragt (sog. Ecological Momentary Assessments, EMA), die mit Schmerzen in Zusammenhang stehen. Mithilfe dieser Daten können anschließend Netzwerke berechnet werden, die darstellen, wie diese Prozesse bei den einzelnen Personen miteinander zusammenhängen. Mit diesen Informationen wird anschließend eine individuelle Therapie geplant und durchgeführt. Auch der Therapieprozess wird im Rahmen des POINT Pain Projekts durch regelmäßige Befragungen überprüft: So werden Veränderungen zeitnah sichtbar und geben Aufschluss über die ideale Dauer einer Therapie chronischer Schmerzen. Nach Ende der Therapie finden für eine gewisse Zeit weitere Befragungen statt, um sicherzustellen, dass die erzielten Therapieeffekte anhalten. Teilnehmende erhalten regelmäßig Rückmeldung zu ihren Ergebnissen.

Für POINT Pain entwickeln wir derzeit einen eigenen Fragebogen, der speziell zur Anwendung im EMA passt. Hierfür führen wir mehrere Unter-Studien durch, bspw. befragen wir Betroffene zu ihrem Feedback zum Fragebogen (Kognitive Interview Studie), probieren den Fragebogen in einer kleiner angelegten EMA Studie aus (POINT Pain Pilotierung) und werden den Fragebogen schließlich in einer größeren EMA Studie hinsichtlich seiner Qualität überprüfen (POINT Pain Evaluation).